So argumentieren zumindest die Staatsoberhäupter dieser Länder. Zwar haben queere Menschen heute mit dem Zugang zu den Informationen die Möglichkeit sich zu lablen und out zu sein, dank der Sichtbarkeit, weshalb natürlich mehr Schwule, Lesben und Bisexuelle gibt. Aber gab es Homosexualität und trans* etwa nicht vorher? Wie kann es dann sein, dass der Begriff »lesbisch« seit dem 18ten Jahrhundert verwendet wurde? Auch in vielen native-amerikanischen Völkern wurde der Begriff two spirit vor der Kolonial Zeit für Menschen verwendet, die Aktivitäten von Männern und Frauen mit Merkmalen kombinierten. Durch den bereits erwähnten Kolonialismus wurden viele Völker weltweit verändert. Wenn es vorher queere Aktivitäten gab, wurden sie von den Kollonialherscher*innen unterdrückt, verboten und vermeintliche beweise vernichtet.
Im religiösen Kontext des Islams, des Judentums und des Christentums galt und gilt Heterosexualität lange Zeit als Norm und Ideal. Besonders das Christentum prägte in Europa über Jahrhunderte die Gesetzgebung und das gesellschaftliche Leben. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts wurde gleichgeschlechtliche Liebe nahezu europaweit kriminalisiert. Strenge Gesetze sahen für sexuelle Handlungen zwischen Männern die Todesstrafe vor. Die Sexualität von Frauen wurde historisch weniger anerkannt und in der Gesetzgebung lange Zeit nicht berücksichtigt. Erst später wurden homosexuelle Beziehungen zwischen Frauen ebenfalls als »Verstoß gegen die göttliche Ordnung« geahndet.Bis heute fordern Betroffene und Historiker*innen eine umfassendere Aufarbeitung der Rolle der Kirchen, insbesondere der katholischen Kirche, bei der Verfolgung queerer Menschen. Die systematische Verurteilung durch die Kirche führte zu Leid, Qualen und dem Tod zahlloser Menschen, deren Schicksale häufig bis heute unerforscht bleiben.
Aufgrund von Kriminalisierung und Diskriminierung wurden queere Menschen in der Vergangenheit oft mit abwertenden Begriffen bezeichnet. Ein bekanntes Beispiel ist 'queer', das lange Zeit als Beleidigung galt, bevor es umgedeutet wurde. Die folgenden Begriffe geben Einblick in ihren historischen Kontext und zeigen, warum sie heute nicht mehr verwendet werden sollten.
Gesellschaftliche Autoritäten wie Kirchen, Gerichte und Medizinische Institutionen werteten mit diesem Begriff queere Menschen ab
Das Wort „pervers“ wurde verwendet, um jegliches Verhalten, das von heteronormativer Sexualität abwich, moralisch zu verurteilen und zu pathologisieren.
Weltweit, besonders in westlichen Ländern ab dem 19. Jahrhundert.
Warum
Wer
Wo
Religiöse Autoritäten, vor allem innerhalb des Christentums. werteten mit diesem Begriff queere Menschen ab
Aus der biblischen Geschichte von Sodom abgeleitet, diente der Begriff dazu, homosexuelle Handlungen als sündig und gegen die göttliche Ordnung gerichtet zu brandmarken.
Europa und Nordamerika vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert.
Warum
Wer
Wo
Mediziner und Wissenschaftler verwendeten „Hermaphrodit“ abwertend.
Intergeschlechtliche Menschen wurden als „abweichend“ dargestellt.
Der Begriff tauchte weltweit im medizinischen Diskurs auf.
Warum
Wer
Wo
Gegner der LGBTQ*-Bewegung und Medien nannten queere Menschen „homophil“.
Er reduzierte Homosexualität auf eine „Vorliebe“. Wurde aber auch als Selbstbezeichnung genutzt.
Der Begriff wurde in den 1950er und 1960er Jahren in den USA und Europa verwendet.
Warum
Wer
Wo
Polizei und Gesellschaft bezeichneten männliche Sexarbeiter als „Strichjungen“.
Er diente der Kriminalisierung männlicher Sexarbeit.
Der Begriff war in Städten in Europa und Nordamerika gebräuchlich.
Warum
Wer
Wo
Kirche und Gesetzgeber nannten queere Menschen „unnatürlich“.
Queere Identitäten wurden als Verstoß gegen die „natürliche“ Ordnung betrachtet.
Der Begriff wurde weltweit eingesetzt.
Warum
Wer
Wo
Ärzte, Psychologen und Medien bezeichneten queere Menschen als „abartig“
Psychiatrie und Eugenik stigmatisierten queere Menschen als krank.
Der Begriff wurde besonders in Europa verwendet.
Warum
Wer
Wo
Viele Historiker*innen streiten darüber, ob man sexuelle Beziehung, enge Freundschaften oder Stil als queere Erfahrung werten kann. Ein gutes Beispiel dafür sind Goethe und Schiller, deren Brieffreundschaft für viele homoerotische Untertöne habe und somit Hinweise auf eine Liebesbeziehung sein könnte. Andere Historiker*innen behaupten, dies sei nur eine Männerfreundschaft.
Auch Kunsthistorisch werden viele Darstellungen von Liebenden, anders benannt, ob enge Vertraute, beste Freund*in, langjährige Mitbewohner*innen oder Seelenverwandte. Genauso wird der Kontext verändert, wenn aus Liebenden plötzlich Brüdern werden. Zu dieser Zeit gab es keine Labels, was es natürlich schwer macht jemandem eine Sexualität oder Geschlechtsidentität aufzustülpen.
Dadurch, dass viele vermeintliche Beweise vernichtet wurden, bis jetzt nicht gewertet wurden oder anders gedeutet wurden, ist die queere Geschichte noch undurchsichtig. Was wir heute als queer lesen, wird oft durch die Linse der Queer Theory interpretiert, die biologische Geschlechter, Geschlechtsausdruck sowie sexuelle und romantische Orientierung als fließend und vielschichtig versteht. Das macht die Interpretation spannend, aber auch komplex.