Molly Houses waren Treffpunkte vorallem für Männer und genderdiverse Personen im England des späten 17. bis frühen 19. Jahrhunderts. Sie symbolisierten die ersten dokumentierten Versammlungen einer queeren Subkultur und gelten als Vorläufer heutiger Gay Bars oder Safe Spaces. Die Atmosphäre in Molly Houses war geprägt von Crossdressing, Performances und queerer Kultur. Männer trugen oft Frauenkleidung, um die traditionellen Geschlechterrollen zu hinterfragen und sich auszudrücken. Einige Molly Houses veranstalteten ähnliche Veranstaltungen wie Drag Balls, bei denen die Teilnehmer ihre Identität zelebrierten. Diese Räume boten nicht nur Unterhaltung, sondern auch Schutz vor einer feindlichen Außenwelt. Die Sprache in Molly Houses war von Codes und Insidern geprägt. Begriffe wie "Molly" wurden genutzt, um Gleichgesinnte zu erkennen und sich diskret auszutauschen.
Die Hauptbesucher von Molly Houses waren Männer, die gleichgeschlechtliche Beziehungen suchten, sowie genderdiverse Personen, die sich außerhalb der damals starren Geschlechternormen bewegten. Sie repräsentierten eine queere Subkultur, die in einer Zeit des großen gesellschaftlichen Drucks und der Verfolgung aktiv existierte. Die Molly Houses wurden oft von Frauen geführt, die als "Mothers" bekannt waren. Diese Frauen spielten eine zentrale Rolle, indem sie die Treffpunkte organisierten und die Gemeinschaft unterstützten. Dieses Symbol findet man auch in der Ballroom und Dragszene wieder.
Die Blütezeit der Molly Houses lag zwischen 1700 und 1830, mit einem Höhepunkt um 1720. Diese Ära war von repressiven Moralvorstellungen und zunehmenden Bemühungen geprägt, queere Menschen zu verfolgen, insbesondere durch Organisationen wie die "Society for the Reformation of Manners." Trotz der Verfolgung boten Molly Houses in dieser Zeit einen Raum, in dem queere Identität ausgelebt werden konnte. Sie waren nicht nur Orte des Vergnügens, sondern auch Ausdruck einer aufkommenden queeren Subkultur, die sich in einer feindlichen Gesellschaft zu organisieren begann.
Molly Houses entstanden hauptsächlich in urbanen Zentren wie London. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es allein in London etwa 30 solcher Treffpunkte. Sie befanden sich oft in Wirtshäusern, Privathäusern oder anderen versteckten Räumen, die Diskretion und Sicherheit boten. Die Wahrnehmung von Molly Houses war ambivalent: Während sie für die queere Community einen Schutzraum darstellten, wurden sie von der "Society for the Reformation of Manners" und anderen moralischen Institutionen stark verfolgt. Razzien und Verhaftungen waren keine Seltenheit, und die Besucher dieser Orte waren häufig gesellschaftlicher Ächtung ausgesetzt.