Cruising steht für das Suchen nach intimen Begegnungen im öffentlichen Raum und wurde über die Jahrzehnte zu einem wichtigen Symbol queerer Subkulturen. Orte wie Parks, Toiletten, Bahnhöfe, aber auch weniger sichtbare Räume wie private Salons oder Freundeskreise, dienten als Treffpunkte. Auch in lesbisch-queeren Zusammenhängen erweiterte sich die Bedeutung von Cruising: Es ging nicht nur um flüchtige Begegnungen, sondern auch um das Schauen, Wahrnehmen und die Suche nach festen Beziehungen. Der Begriff wurde somit auch als Synonym für Partner*innensuche verwendet. Die Sprache und Codes rund um Cruising waren oft subtil, um Diskretion zu wahren. In den 1990er Jahren wurden Treffpunkte durch Zeitungsanzeigen bekannt gegeben, und weltweit existierten unterschiedliche Namen und Begriffe für Cruising. Die kulturellen Unterschiede und lokalen Eigenheiten unterstreichen die globale Bedeutung dieser Praxis.
Cruising wird mit verschiedenen queeren Identitäten verbunden, darunter Männer*, die Männer* lieben (MLM), Frauen*, die Frauen* lieben (WLW), und genderqueere Personen. Besonders relevant ist, dass auch lesbische Frauen den Begriff nutzten, um ihre Partnersuche oder romantischen Begegnungen zu beschreiben – beispielsweise während des „Lesbenfrühlings.“
Cruising hat eine lange Geschichte und war bereits im 18. und 19. Jahrhundert in verschiedenen Formen weltweit dokumentiert. In den 1990er Jahren erlebte es durch Zeitungsanzeigen und gezielte Treffpunktorganisation eine besondere Blüte. Aber in der DDR wurden queere Männer, die sich durch Cruising trafen, häufig gezielt in Fallen gelockt. Die Stasi und die Volkspolizei setzten Lockspitzel ein, um Männer zu verführen und sie dann an öffentlichen Cruising-Orten zu „erwischen.“ Diese gezielte Kriminalisierung diente nicht nur dazu, Homosexualität weiterhin zu stigmatisieren, sondern auch, Männer mit der Drohung von Verhaftung und sozialer Ächtung erpressbar zu machen.
Cruising fand und findet weltweit statt, wobei Orte wie Parks, öffentliche Toiletten oder Bahnhöfe klassische Treffpunkte darstellen. In lesbischen und queer-feministischen Kreisen wurden auch Räume geschaffen, die sich durch Zeitungsanzeigen oder Mund-zu-Mund-Propaganda verbreiteten. Die Wahrnehmung von Cruising war ambivalent: Während es innerhalb queerer Communitys als notwendiger und verbindender Akt gesehen wurde, stieß es außerhalb häufig auf Stigmatisierung oder Ablehnung. Trotz dieser Herausforderungen boten diese Orte meist Schutz und Intimität in einer oft feindlichen Welt.