„Have you heard the rumors of Marie Antoinette?“, war ein subtiler Code im 18. und 19. Jahrhundert, um Interesse an weiblich-sapphischen Verbindungen zu bekunden. Der Satz spielte auf die Gerüchte und Karikaturen an, die die französische Königin mit angeblichen lesbischen Affären in Verbindung brachten. Der Code diente als diskrete Möglichkeit, um sich zu identifizieren oder sapphische Interessen sicher anzudeuten. Frauen, die mit der Bedeutung vertraut waren, konnten damit ihre Zugehörigkeit zu einer queeren Subkultur signalisieren. Gleichzeitig war der Stil von Marie Antoinette – extravagante Mode, Perücken und Schmuck – ein Symbol für feminines Begehren und weibliche Selbstbestimmung, das auch von späteren Generationen queer-feministischer Frauen aufgegriffen wurde.
Marie Antoinette wurde vor allem von Frauen, die Frauen liebten (WLW), als Symbolfigur genutzt. Der Ausdruck fand nicht nur bei Adligen und Frauen in privilegierten Schichten Anklang, sondern wurde auch von queeren Frauen wie Anne Lister verwendet, die diese Referenz in ihren persönlichen Beziehungen einsetzte, um Interesse an anderen Frauen zu signalisieren. Mehr über Anne Lister findet man unter Crypthand
Der Ausdruck tauchte erstmals im 18. Jahrhundert auf, im Kontext der Gerüchte um Marie Antoinette, und hielt sich auch im 19. Jahrhundert als diskretes Zeichen. In dieser Zeit galten weibliche Verbindungen oft als „leidenschaftliche Freundschaften“ – eine Bezeichnung, die queeren Frauen Raum für Intimität und Liebe ließ, ohne direkt hinterfragt zu werden. Der Code war eine subversive Möglichkeit, queere Interessen in einer Gesellschaft anzudeuten, die offen lesbische Beziehungen weder benennen noch anerkennen wollte. Demnach schlichtweg ignorierte.
Der Code war im 18. und 19. Jahrhundert vor allem in Europa verbreitet, insbesondere in aristokratischen und gehobenen Kreisen, wo Bildung und Zugang zu Literatur über Marie Antoinette vorhanden waren. Die Gerüchte um ihre Affären hatten ihren Ursprung in Frankreich, wurden aber schnell international bekannt. Der gesellschaftliche Kontext war ambivalent: Sapphische Beziehungen wurden häufig als „unschuldige“ Freundschaften dargestellt, die innerhalb eines patriarchalen Systems nicht ernst genommen wurden. Diese Sichtweise bot jedoch auch Schutz, da queere Frauen ihre Beziehungen relativ ungestört ausleben konnten, solange sie sich innerhalb des Rahmens gesellschaftlich akzeptierter Weiblichkeit bewegten.